Digitale Lehre – Überblick

Wenn wir von digitaler Lehre sprechen, dann konzentriert sich meist das Gespräch auf die Technik: Welches Programm oder welche Anwendung ist am Besten geeignet? Dabei wird oft vergessen, dass auch bei der digitalen Lehre hochschul- sowie mediendidaktische Überlegungen notwendig sind, bevor man über Technik spricht. Dies betrifft Fragen nach der Zielgruppen und deren Voraussetzungen, nach den zu verwendenden Methoden und Arbeitsformen sowie nach dem sinnvollen Einsatz von Medien. Das so genannte TPACK-Modell hat dies in einem Modell sehr gut vereint: Pädagogisches, Inhalts- als auch technisches Wissen müssen aufeinander abgestimmt werden. Ein Video gibt ebenso eine gute Erklärung.

Quelle: Aufenanger

Dies bedeutet, dass vor dem Einsatz digitaler Medien überlegt werden sollte, was will man vermitteln (Inhaltswissen) mit welchen pädagogischen Methoden bzw. didaktischen Überlegungen (Pädagogisches Wissen) und welche Medien helfen dabei am Besten. Wobei der Medienbegriff hier sehr weit gefasst ist. Denn es geht nicht nur um Geräte – Smartphones, Tablets, Notebooks oder Interaktive Whiteboards -, sondern auch um Anwendungen und Darstellungsformen, also mediale Präsentationsweisen.

Es lassen sich grob zwei Arten von Angeboten bei der digitalen Lehre unterschieden: synchrone und asynchrone. Bei den synchronen Angeboten nehmen die Lernenden wie in der Präsenzlehre das Lehrangebot zeitgleich wahr; sie sind an dem Zeitraum der Ausstrahlung des Angebots gebunden, können den Ort des Empfangs aber selbst bestimmen. Dagegen können asynchrone Angebote zu unterschiedlichen Zeiten wahrgenommen werden, da sie entweder dauerhaft oder für einen ausgewählten Zeitraum digital verfügbar sind. Da eine synchrone Bereitstellung beide Seiten an ausgewählte Zeiträume bindet, erscheint sie weniger angemessen als eine asynchrone. Die folgenden Beispiele beziehen sich deshalb auf die Möglichkeiten einer digitalen Lehre in den verschiedenen Lehrveranstaltungsformen.

Eine Vorlesung lässt sich digital gut durch die Aufzeichnung einer Präsentation ersetzen. Wie das geschehen kann, wird hier erklärt. Wichtig dabei ist, nicht die üblichen 90 Minuten an einem Stück aufzunehmen, sondern die Themen in Abschnitte zu unterteilen, die am Besten jeweils mit Fragen, Anregungen zum Weiterarbeiten, Hinweise auf weiterführende Literatur oder gar mit einem Quizz zur Überprüfung des erworbenen Wissens abschließen. Weiterhin ist für Studierende auch anzuregen. sich nicht nur eine aufgezeichnete Präsentation anzuschauen, sondern sich dazu auch Aufzeichnungen zu machen, also Mitzuschreiben wie sinnvoller Weise in einer Präsenzveranstaltung. Auch wenn die Präsentation vielleicht als PDF parallel zur Ausstrahlung zur Verfügung gestellt wird, hilft eine Mitschrift zur besseren Verarbeitung des erworbenen Wissens. Es zeigt sich jedoch, dass fast alle Studierende nicht gelernt haben mitzuschreiben, wie eine aktuelle Studie berichtet. Eine erprobte Art des Mitschreibens ist die Cornell-Methode, die hier gut erklärt wird.

Seminare haben üblicher Weise einen anderen Ablauf als Vorlesungen. Aber auch dabei gibt es verschiedene Varianten. Die klassische Form ist ein einleitendes Referat von Studierenden mit anschließender Diskussion. Eine andere Form ist die Gruppenarbeit, d.h. die Studierende bekommen eine Aufgabe, die sie in kleinen Gruppen bearbeiten sollen. Abschließend werden die Gruppenergebnisse vorgetragen und darüber diskutiert. Auch das gemeinsame Lesen eines Textes ist gerade in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern häufig üblich. In vielen Seminaren, die sich mit Forschungsmethoden befassen, besteht häufig eine eher dozentenzentrierte Methode, d.h. die Lehrenden erklären forschungsmethodische Ansätze, die die Studierenden dann an ausgegebenen Material erproben und damit üben sollen. In eher qualitativ orientierten Forschungsseminaren wird etwa auch gemeinsam ein Interview oder eine Interaktionssequenz interpretiert.
Diese Aufzählung macht deutlich, dass es nicht die eine Methode für Seminare gibt, sie in eine digitale Lehre zu transformieren. Im Abschnitt ‚Seminare digital gestalten‚ werden dazu einige Methoden vorgestellt.
Wie geht man aber praktisch damit um, wenn man seine Präsenzlehre in eine Online-Lehre verändern möchte? Dies hängt natürlich davon ab, welche Erfahrungen und Kompetenzen im Umgang und der Nutzung digitaler Medien man mitbringt. Grob kann man da drei Typen unterscheiden: die Laien, die bisher im Bereich des pädagogisch-didaktischen Umgangs mit digitalen Medien keine Erfahrungen gesammelt haben; die Erfahrenen, die schon länger digitalen Medien in ihre Lehre einsetzen, aber dies auf einfacher Ebene handhaben oder dies delegieren; und die Profis, die selbst digitale Medien versiert beherrschen und auch neuere Entwicklung aktuell aufgreifen.